Sonntag, 22. Juli 2018

San Bernardino

Noch ein paar Bemerkungen zum Dorf San Bernardino, wo wir dreimal übernachteten.

Nach der Eröffnung des Strassentunnels war das zuvor abgeschiedene Dorf plötzlich von Norden her ganzjährig erreichbar und der Verkehr nahm sprunghaft zu. Das zog Investoren an, welche riesige Apartment-Häuser bauten und die Wohnungen verkauften oder vermieteten. Da das Bewusstsein für ein intaktes Dorfbild dannzumal noch nicht so ausgeprägt war entstanden hässliche bunkerartige Wohnburgen im Stil von spanischen Strandorten, und dies sehr nahe am Zentrum. Wer also seine Ferien in einem schönen Bergdorf verbringen möchte ist hier am falschen Ort.

Das Dorf zog im Winter auch Schneesportler an, neben Langlaufloipen hatte es auch ein mittelgrosses Skigebiet mit 40 km Pisten. Mit Betonung auf "hatte", denn seit 2012 sind die Gondelbahnen und Skilifte geschlossen. Es wurde kein Investor gefunden, welcher den Weiterbetrieb finanziert hätte. Bitter für die Hoteliers und die Wohnungseigentümer, wenn die Wintersaison plötzlich ausfällt, und dies vielleicht für immer. Langlaufen kann man zwar noch, aber die grosse Masse wird das wohl nicht anziehen.

Bleibt also noch die Sommersaison. Rund um das Dorf hat es zwar einige Wanderwege, aufgrund der Steilheit und Schwierigkeit der Wege stossen normale Wanderer aber recht schnell an Grenzen. Das haben wir ja am Donnerstag selbst erfahren, als wir im Val di Passit umkehren mussten. Ein familienfreundliches Wandergebiet hat San Bernardino sicher nicht. Und ich denke, dass auch ein Biker-freundliches Gelände anders aussieht.

Wir haben im zentral gelegenen Aparthotel San Bernardino übernachtet. Wir logierten in einem 2-Zimmer-Apartment mit eigener Küche (welche wir aber nicht brauchten). Das Hotel bietet auch Doppelzimmer an, aber aufgrund deren Grösse von lediglich 12 m2 entschieden wir uns für ein Apartment mit viel mehr Platz. Offensichtlich waren wir die einzigen Gäste, denn die Réception war nur bei unserer Anreise und dann wieder bei der Abreise besetzt und im Frühstücksraum war nur ein Tisch für uns gedeckt.

Wir hatten den Eindruck, dass die allermeisten der Ferienwohnungen und Hotelzimmer "kalte Betten" hatten. Beim Nachtessen im Restaurant hatte es zwar noch einige Gäste - mehrheitlich im Rentenalter - aber die füllten die Betten nie und nimmer. Aber vielleicht kommt die Saison erst, wenn auch die Italiener Ferien haben und von Mailand und Umgebung anreisen. Wünschen würden wir es dem Dorf.


in der Bildmitte ragt eines der Apartment-Häuser empor, die meisten verstecken sich dahinter


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