Sonntag, 7. April 2019

Artikel in der Volksstimme

Am 19. März wurde ich auf meiner letzten Baselbieter Wanderung von der Volksstimme-Redaktorin Michèle Degen begleitet. In der Zwischenzeit ist ihr Artikel in der Oberbaselbieter Zeitung "Volksstimme" erschienen.

Bild und Hinweis auf der Frontseite:




Und der Wortlaut des Artikels auf Seite 2:

«Wandern ist halt eine Sucht» Baselbiet/Seuzach  |  Stefan Brauchli durchwandert alle Gemeinden der Schweiz
Der Seuzacher Stefan Brauchli hat sich vorgenommen, über Wanderwege alle Gemeinden im Land zu besuchen. Die «Volksstimme» hat ihn auf der Wanderung durch die letzten fehlenden Baselbieter Kommunen begleitet.
Michèle Degen
Stefan Brauchli wirft einen letzten Blick auf sein GPS, dann geht er los. Sein Ziel: Lupsingen, Ziefen, Lampenberg. Dies sind die letzen drei Gemeinden im Baselbiet, die Brauchli noch nicht durchwandert hat. Danach fehlen ihm schweizweit noch 35. Denn der Seuzacher hat sich vorgenommen, alle Kommunen der Eidgenossenschaft zu durchwandern. Die heutige Wanderung, die eben jene drei fehlenden Baselbieter Gemeinden abdecken soll, beginnt im solothurnischen Büren und endet in Hölstein. Brauchli, unterwegs mit Sonnenhut, Regenjacke und Rucksack, der gleich das Du anbietet, startet zügig Richtung Osten, wo schon nach rund einem Kilometer die Kantonsgrenze wartet. Bald dahinter – auf dem Lupsinger Gemeindebann – befindet sich der Flächenmittelpunkt des Baselbiets. Weil er mit nur einem kleinen Umweg zu erreichen ist, hat Brauchli ihn in seine Route integriert. Vor einer Wanderung plant der 65-Jährige seine Route. Wenn möglich wählt er als Start- und Endpunkt Gemeinden, in denen er bereits eine andere Tour begonnen oder beendet hat. Würde man alle seine absolvierten Wanderungen auf einer Karte eintragen, soll ein grosses Netz ohne lose Enden entstehen. Deshalb beginnt die heutige Wanderung auch in Büren und nicht in einer der fehlenden Kommunen. Ob und welche Gemeinden er als Nächstes abwandert, entscheidet Brauchli ganz nach Wetter, Lust und Laune. Auch wenn Brauchli sich die Wanderroute zu Hause schon einmal
anschaut und durch Karten bereits eine Vorstellung davon hat, wie es in einem Gebiet aussieht, werde er doch immer wieder überrascht. «Auf jeder Wanderung findet sich irgendwo eine kleine Überraschung», sagt er. Bei der Routenplanung vermeide er wenn möglich Industrie gebiete. Es sei aber auch schon vorgekommen, dass eine grosse Industrie halle auftauche, wo laut Karte keine ist. «Mal schauen, wo die Überraschung heute ist», sagt der Gemeinde wanderer. Der weitere Weg führt durch Lupsingen, wo Brauchli einen kurzen Abstecher zur Gemeindeverwaltung macht und seine Visitenkarte in den Briefkasten wirft, auf welcher sich der Gemeindewanderer vorstellt und angibt, wo sein Internetauftritt zu finden ist. Nach Möglichkeit macht er das in jeder Gemeinde. Eine Rückmeldung hat er bisher nur einmal erhalten. Von einem Verwaltungsmitarbeiter eines Dorfs am Bielersee. Brauchli wandert weiter nach Süden über den Chleckenberg nach Ziefen. Mitten im Dorf hält er an. «Das ist die Überraschung dieser Wanderung», sagt er. Brauchli steht vor einem niedrigen Durchgang zwischen zwei alten Bauernhäusern. Ohne die gelbe Raute, die neben dem Durchgang an die Steinmauer gemalt ist, wäre man sich sicher, Privatgelände zu betreten.
Minimum 10 Kilometer Mit dem Wandern begann Brauchli erst nach seiner Pensionierung 2011. Zuvor arbeitete der Informatiker als Projektentwickler für die Swissair. Doch wie kommt man darauf, zu Fuss alle Gemeinden des Landes be suchen zu wollen? Er habe immer ein Ziel gebraucht beim Wandern, so Brauchli. So wanderte er zum Beispiel den Röstigraben, Flüsse und Seen ab. Irgendwann kaufte er sich ein GPS-Gerät und begann, seine Touren zu tracken. Vor rund drei Jahren setzte er sich dann zum Ziel, alle politischen Gemeinden der Schweiz zu durchwan
dern. Weil sich deren Anzahl durch Fusionen immer wieder ändert, fror er für sein Projekt den Bestand von 2016 ein. Damals waren es 2287. Jene, die Brauchli auf früheren Wanderungen mit dem GPS bereits beschritten hatte, hakte er ab und konnte so schon
rund 1500 Gemeinden von seiner Liste streichen. Für sein Projekt hat sich Brauchli einige Regeln auferlegt. Jede Wanderung muss mindestens zehn Kilometer lang und mit dem GPS getrackt sein. Eine Gemeinde gilt als bewandert, wenn er innerhalb des Ge
meindebanns unterwegs war. Begleitet wird er auf seinen Wanderungen häufig von seiner Frau. Ansonsten ist er alleine oder in kleinen Gruppen unterwegs. Das Wandern in grossen Gruppen liege ihm nicht. Die vielen Leute würden zu sehr von der Natur ablenken, findet er.
Saas-Almagell als letzte Gemeinde Eine Lieblings-Wanderregion hat er nicht. «Das Baselbiet mit seinen Hügeln hat genauso seinen Reiz, wie beispielsweise das Bündnerland mit seinen Bergen.» Wenn das Wetter nicht mitspielt, komme es schon vor, dass zwischen zwei Touren zwei oder drei Wochen vergehen. Dann werde er aber schon ungeduldig. «Wandern ist halt eine Sucht», sagt Brauchli. Nach jedem Ausflug erstellt er einen Eintrag in seinem Internetblog. Eine Art Wandertagebuch, das inzwischen über 28 000 Mal von Interessierten angecklickt wurde. Dort hält er auch fest, welche und wie viele Gemeinden ihm denn nun noch fehlen. Über den Arxhof geht es mit einem grosszügigen Schlenker über das Schloss Wildenstein weiter nach  Lampenberg und von dort aus nach Hölstein, wo Brauchli die Waldenburgerbahn besteigt, um wieder nach Hause zu fahren. 19,2 Kilometer lang war die Wanderung durchs  Oberbaselbiet, 4 Stunden und 55 Minuten hat sie gedauert. Stefan Brauchli kann wieder drei Gemeinden von seiner Liste streichen. Bis Mai will er auch die letzten Gemeinden besucht haben. Die letzte Wanderung des Projekts soll voraussichtlich am 11. Mai stattfinden und in der Walliser Gemeinde Saas-Almagell enden. Dort will er den Abschluss seines Projekts feiern. Danach hängt Brauchli die Wanderschuhe aber keinesfalls an den Nagel. Er will ein neues Projekt in Angriff nehmen. Wie genau das aussehen soll, ist noch nicht definiert. «Eine Idee ist es, die Schweiz ausserhalb der Landesgrenzen zu umwandern», sagt er.



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